Niemals nicht am Ball – Stades Korbjäger im Lockdown

Ausgabe 5 mit Leonie von der Decken

Mit sechs Jahren fängt die heute 17-jährige Leonie von der Decken zusammen mit zwei weiteren Mädels beim VfL Stade an auf Korbjagd zu gehen. Bis zur U14 schlägt sie sich mehr als wacker in den Jungsmannschaften und erteilt dem „starken Geschlecht“ die ein oder andere Lehrstunde, eh es ab 2015 dann endlich auch im weiblichen Bereich wieder so richtig losging.

 

Zusammen mit zahlreichen weiteren, bis in die Haarspitzen motivierten Mädchen holt die Allrounderin auf Anhieb die Meisterschaft im Bezirk. Auch im Jahr darauf ist gegen die Stader Mädels kein Kraut gewachsen und folgerichtig geht es für die Truppe in ihre erste Saison auf Landesebene, die Leonie trotz diverser Rückschläge als eine ganz besondere bezeichnet.

 

Was die sympathische Ballkünstlerin ansonsten ausmacht und umtreibt lest ihr in unserem heutigen Interview von und mit unserer „rasenden Reporterin“ Carla Fromme.

Leonie, was für eine coole Location. Wo sind wir hier?

 

Auf unserem Pferdezuchthof in Stade.

 

Echt beeindruckend. Wie viele Pferde beherbergt ihr?

 

So um die 120. (grinst)

 

Wow, und wie viele von denen reitest du?

 

Das ist ganz unterschiedlich. Da ich durch die Schule recht viel zu tun habe, sind's momentan drei am Tag. Aber wenn's mal etwas entspannter läuft auch durchaus fünf bis sechs.

 

Und wie lange?

 

Pro Pferd mindestens eine halbe bis dreiviertel Stunde täglich. Das ist aber auch von Pferd zu Pferd anders. Manche brauchen bis zu anderthalb Stunden, um eingeritten zu werden.

 

Das klingt nach einer Menge Arbeit und Verantwortung, aber auch einem guten Training.

 

Ja, kann man schon so sagen, aber es macht auch sehr viel Spaß und mein Vater ist immer an meiner Seite und unterstützt mich. Und wie du schon sagst, Training ist es in der Tat! Die Arbeit auf dem Hof gleicht bestimmt das ein oder andere Mal Laufen aus, das ich – zugegeben – nicht ganz so häufig auf meinem Trainingsplan stehen habe wie andere. (lacht)

 

Du bist ja aber auch im „klassischen“ Training nicht ganz untätig. Wie hältst du dich momentan basketballspezifisch fit?

 

Mit dem Trainingsplan, den unsere Coaches für uns zusammengestellt haben, und den Online-Workouts über Google-Duo. Wenn nicht gerade alles verschneit ist, bleibt manchmal auch ein bisschen Zeit zu Hause Basketball zu spielen.

 

Hast du einen von der Deck'schen Fitnesstipp?

 

Vorm Training nicht zu viel essen! (lacht)

 

Was motiviert dich?

 

Meine Vorbilder und die Ziele, die ich mir Woche für Woche und für das Jahr setze. Manchmal schreibe ich die sogar auf, um mich an bestimmten Tagen wieder daran zu erinneren oder zu sehen, was schon geschafft ist. Das kann ich nur empfehlen.

 

Du sprichst deine Vorbilder an. Wer sind diese?

 

Auf jeden Fall meine Familie und vor allem mein Vater. Ansonsten im Basketball Kobe Bryant.

 

Dass deine Leidenschaft zum Reiten aus der Familie kommt, ist unverkennbar. Wie steht's um den Basketball? Wie ging's da mal für dich los?

 

Das geht tatsächlich auch auf meine Familie und meine große Schwester zurück. Die hat früher beim VfL unter Denis Mangkod gespielt und ich wollte neben dem Reiten auch noch eine weitere Sportart machen, am liebsten eine Mannschaftssportart. Angefangen habe ich zwar mit Fußball, aber da bin ich eher mit wenig Talent gesegnet und bin dann durch meine Schwester irgendwann beim Basketball gelandet.

 

Wie alt warst du da?

 

Ich glaube da war ich sechs Jahre alt und es gab noch keine Mädchenmannschaft. Die ersten Jahre habe ich also mit den Jungs zusammengespielt und ab der U15 ging es dann auch im weiblichen Bereich beim VfL so richtig los.

 

Du hast also schon über zehn Jahre VfL-Basketball „auf dem Puckel“. Ist dir aus dieser Zeit etwas besonders in Erinnerung geblieben?

 

Die Landesliga-Saison mit der U16 und was wir da als Team erlebt und erreicht haben. Alle haben sich spielerisch weiterentwickelt und wir sind auch als Mannschaft noch enger zusammengerückt. Das war schon besonders. Und (zögert verschmitzt lächelnd), als einzelnes Spiel muss man natürlich unseren Last-Minute-Sieg in Lamstedt nennen. (Anm. d. Red.: Leonie hat das Spiel in letzter Sekunde mit einem erfolgreichen Dreier entschieden und Stade zur U18-Meisterschaft geworfen.)

 

Als die „dienstälteste“ Stader Basketballerin in unserer Interview-Serie: Was würdest du sagen zeichnet den Basketball im VfL Stade aus?

 

Ganz klar das Gemeinschaftsgefühl. Es ist einfach jeder für jeden da und das macht riesen Spaß!

Zum Abschluss machen wir noch eine Art Schnellfragerunde. Ich nenne einen Begriff oder ein paar Wörter und du sagst das, was dir als erstes dazu einfällt.

 

Ich mag ...

 

Unsere Pferde und Hunde, meine Familie, Sport und einen guten Mittagsschlaf! (lacht)

 

Ich mag nicht ...

 

Spinnen, Vorurteile und Pessimismus.

 

Joggen im Winter

 

Ja.

 

Basketball

 

Spaß.

 

Training

 

Anstrengend.

 

Streetball

 

Verrückt.

 

Team

 

Zusammenhalt.

 

Freunde

 

Erlebnisse.

 

Freiheit

 

Fliegen?! (lacht)

 

Lieblingsessen?

 

Pizza.

 

Lieblingsfarbe?

 

Grün.

 

Dreier oder Dunk?

 

Dreier.

 

Am Abend vor dem Spiel: Bockel oder früh schlafen gehen?

 

Früh schlafen gehen. (grinst)

 

20 Punkte auf dem persönlichen Konto oder Teamwin?

 

Teamwin!

14. März 2021 – jfm

Fotos und Interview von Carla Fromme